Post Vernissage Blues
Drei Monate Vorbereitung, drei Monate so oft es ging abends an der Leinwand stehen, drei Monate und zehn Gemälde später hingen die Bilder dann an der Wand in meinem Lieblingscafé. Als ich sie das erste Mal da in voller Pracht sah war ich ekstatisch, wie auf Drogen, konnte mein Glück kaum fassen. Meine Hände schwitzten, ich war stolz und das Lachen bekam man nicht mehr aus meinem Gesicht.
Wie eine kleine Stalkerin bin ich noch öfter in mein Lieblingscafé Peggy Bee in Berlin Friedrichshain gegangen, mir war es schon fast unangenehm, aber ich konnte einfach nicht anders. Wie sie da so hingen, als wären sie für diese Wand gemacht. Während ich zu Hause Platzprobleme bekam und die Gemälde mehr oder weniger in einer Ecke stapelte, entfalteten sie erst an der Wand ihr volle Wirkung. Ich war wie in den Bann gezogen, konnte meine Augen nicht von ihnen abwenden. Das hatte ich erschaffen, mit meinen Händen und nun hingen sie da in “aller Öffentlichkeit” für jeden sichtbar, der auch hinschaute und nicht auf sein köstliches Pistazieneis fixiert war.
Wie es sich für eine Ausstellung gehört, folgte auch bald eine Vernissage. Ein Anlass, nicht nur der “Welt” die Künstlerin hinter den Kunstwerken zu präsentieren, sondern für mich vor allem ein Anlass ganz viele Herzensmenschen wieder zu sehen. Und sie kündigten sich an, sogar aus hunderten Kilometer Entfernung. Jetzt bloß kein Corona bekommen, jeden Tag testen und beten, dass es einen verschonen möge. Es hat geklappt.
Ich war ihnen so dankbar, dass sie sich die Zeit genommen haben, mich zu sehen und meine Bilder in Augenschein zu nehmen. Dankbar dafür, dass sie sich interessierten…nur weil es meine Leidenschaft ist, kann man ja nicht davon ausgehen, dass Familie und Freunde ein Auge dafür haben wollen. Ich war voller Glückseligkeit, ich blinzelte ein paar Mal und schwups war eine Woche vergangen, die Herzensmenschen längst wieder weg und die Vernissage nur noch eine Erinnerung. Die Stunden vergingen wie Flug und die Frage kam auf: Was nun?
Alle Bilder hängen noch bis Mitte März, ich kann also weiter stalken gehen und mich währenddessen an die Vorbereitungen für eine neue Serie machen in der Hoffnung, dass auch diese irgendwo zu sehen sein wird und mindestens genauso viele meiner Herzensmenschen sich dafür interessieren.